Mittwoch, 27. August 2014

Dämme

Nach dem ich letztes Mal eher etwas Sarkastisch war, möchte ich mich heute mal um ein ernstes Thema kümmern.

Ich weiß nicht, wie es Euch geht da draussen, aber ich hatte in den letzten Tagen immer den Gedanken daran, dass nachdem mal wieder das ganze Wasser nach den Überschwemmungen weg war, kein Mensch mehr darüber geredet hatte. Außer den Menschen, die direkt davon betroffen waren. Aber die Medien, die sehr viel berichtet hatten als es Akut war, von denen hört man jetzt einige Wochen später nichts mehr. Die WM ist vorbei und große Aufhänger gibt es derzeit jetzt auch nicht aus Deutschland. Also warum sollte man sich jetzt noch um etwas kümmern, was schon wieder einige Zeit zurück liegt.

Manchmal interessiert es mich wirklich, wie es den Menschen, die vermutlich alles Hab und Gut verloren hatten durch das Hochwasser, heute geht. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Haben sie Hilfe erhalten und wenn ja: welche. Und wenn nicht:  warum nicht?
Wie geht es diesen Menschen jetzt mental? Haben sie jemanden dem sie sich anvertrauen können und sich auch mal ausweinen können? Diese Fragen stellt man sich vermutlich nur dann, wenn man wieder die fürchterlichen Bilder in den Medien sieht und von denen man weiß, dass diese weder gestellt noch für irgendeinen Horrorfilm benötigt werden.

Und warum dauert es so lange bis wirklich etwas geschieht in Punkto verbessertem Deichbau?

Wir haben hier in Deutschland so viele Menschen, die ein so hohes Fachwissen besitzen, die dieses auch gerne weitergeben würden, wenn man sie nur Fragen würde und vor allen Dingen, wenn es so wäre, dass es den Frager ernsthaft interessieren und es dann auch umgesetzt werden würde.

Manchmal habe ich (persönlich) den Eindruck, dass die Regierungspräsidien gar nicht handeln wollen, weil sonst hätten sie dies schon längst getan. Klar hängt es auch am Geld, aber wurde nicht von unserer Bundesregierung es angeboten, große Kosten daran zu übernehmen? Oder habe ich das Falsch verstanden.
Oder ist es manchmal auch so, dass es einfach menschelt und die Mitarbeiter der Regierungspräsidien, die dies entscheiden sollten, einfach sagen: "Mein Gott, wenn sie dort leben, selber schuld." Was interessiert mich das, ich wohne viele Kilometer davon entfernt!
Ich möchte wirklich nicht jedem dies in die Schuhe schieben. Es gibt vermutlich auch viele, die nach Lösungen suchen. Aber es geht halt nicht wirklich weiter. Zumindest hört man nichts davon. Erst wenn wieder ein Hochwasser vor der Tür steht, dann werden wieder die Fragen laut:  "Warum hat man nicht schon längst etwas getan?"

Wie würde ein idealer Deich denn aussehen?

Dies kann ich auch nicht genau beantworten, ich habe mir nur meine Gedanken gemacht und möchte dies Euch hier mal mitteilen. 
Dies sind meine persönlichen Gedanken darüber. Ich lasse mich gerne belehren. Jeder darf gerne einen Kommentar dazu hier hinterlassen. Ich freue mich darüber, wenn auch ich wieder etwas neues Lernen darf.

Aber jetzt meine Gedanken:

Ob es Euch allen schon aufgefallen ist, kann ich nicht sagen, aber wenn von Elbhochwasser in den letzten Jahren die Rede war, dann wurde nur über das Hochwasser in den neuen Bundesländern gesprochen. Was passiert aber mit der Elbe, wenn sie die alten Bundesländer betritt? Kommt es dort dann nicht mehr zu Hochwassern? 
Beim letzten Mal hatte ich ganz stark den Eindruck, dass dann nicht mehr darüber berichtet wird. Gerade so, als würde es in Friesland und in den anderen Regionen kein Hochwasser geben. Sind dort die Dämme anderst aufgebaut?
Ich glaube ja!

In Friesland bzw. dort in der Region der letzten Kilometer vor der Elbmündung ist der Boden ganz anderst beschaffen. Dort gibt es sehr viele Moore. D.h. dass das Wasser oft auf den Feldern und Wiesen steht und nicht ablaufen kann. Das liegt, nach meinem Wissen, an dem Untergrund der nur schwer Wasser durchlässt. Ich tippe mal auf einen schweren Lehmboden mit irgendetwas gemischt. Dann kommt hinzu, dass die Deiche selbst in ihrem Kern ebenfalls aus diesen Böden bestehen. Zumindest kann ich mir das sehr gut vorstellen.

Wenn also ein Deich gebaut wird, dann wird als erstes ca. 20 bis 30 cm Mutterboden inklusive Grassoden abgetragen. Danach wird mittels Radlader der Lehmboden aufgeschichtet und mit dem Radlader vorverdichtet. Ich glaube zudem, dass in der unteren Mitte ein Lehrrohr verlegt wurde das ins Hinterland führt. Also weg von der Elbe. Auf dem Dach des Deiches wurde Asphalt verlegt, damit der Deich durch den Regen von oben nicht aufweicht, denn das könnte vielleicht doch passieren. In diesen Asphalt sind in regelmäßigen Abständen Gully´s eingelassen. Die das Wasser runter in das Lehrrohr leiten.
Die beiden Seiten des Deiches wurden mit einem nährstoffarmen Substrat von vielleicht 
20 cm, gemischt mit Gras- und Wiesenkräutersamen, bedeckt. Nährstoffarm deshalb, weil Wiesenkräuter sonst nicht gedeihen würden. Diese Gräser und Wiesenkräuter lässt man erst mal wachsen, bis sie vielleicht so 40 - 50 cm hoch sind. 
Dann kommt das, was ich mal als Geheimwaffe bezeichnen würde. Die Schaf-, Ziegen- und Kuhherden sind dafür prädestiniert:
1. Das Gras und die Wiesenkräuter kurz zu halten und
2. Und das ist das viel wichtigere:  den Untergrund mit dem aufgelegten Substrat zu verdichten.
    Als erstes nur 5 cm, dann werden es 10 cm und dann immer mehr. Bis es vermutlich mal bis 
    zu einer Tiefe von 1 m verdichtet wurde.

Aber warum muss das Gras vorher erst mal 40 cm hoch werden, bis mal einer es mäht. (Egal ob elektrisch oder tierisch)
Weil das Gras die Angewohnheit hat, die gleiche Strecke über der Erde auch unter der Erde zu wachsen. D.h. je länger ich es wachsen lasse, desto tiefer können die Wurzeln ihre Erstbewurzelung durchführen.
Und wenn es Tiere abfressen, dann passiert etwas mit den Wiesenkräutern und dem Gras, dass man als Wurzelverfilsung kennt. Und genau das, finde ich, sollte auf einem Deich passieren. Dadurch kommt weniger Wasser durch. 
Oben ist der Gras- und Wiesenkräuterteppich und in der Tiefe ist der Deich mit Wurzeln durchsäht.

Wie könnte man dies jetzt in die neuen Bundesländer transportieren?

Auf jeden Fall haben wir dort ganz andere Bodenbeschaffenheiten und wir können nicht, den ganzen Moorboden der Friesen dort hin karren. Aber man könnte die Deiche einfach besser aufbauen.

Man sollte vielleicht auch die Tatsache betrachten, wie verläuft die Elbe bevor sie das Hochwasser verursacht.
In Polen ist sie meines Wissens noch relativ in flachem Gelände. Dann betritt sie das Elbsandsteingebirge. Und dort fängt sie erst richtig an zu mäandern. Und genau das ist richtig. Denn wenn sie mäandert, dann fließt die Elbe langsamer und ihr Wasser steigt nicht gleich so hoch. Auch wenn sie schon Hochwasser aus Polen mitbringt, bleibt sie noch relativ in ihrem Bett. Erst nachdem sie das Elbsandsteingebirge verlassen hat und es flach wird, dann treten diese immensen Hochwässer auf. Bei denen die Elbe von ihren vielleicht 100 bis 150 m Breite auf einmal mehrere Hundertmeter breit wird. 

Mein Vorschlag ist daher, dass die Deiche, wenn man sie von oben betrachtet über die gesamte Länge in den neuen Bundesländern, ebenfalls mäandern lässt.
Tritt die Elbe dann über die Ufer, dann sind die neuen Ränder anderst aufgebaut.
Man sollte trotzdem die Deiche nicht direkt an die Elbe setzen, sondern wenn es möglich ist, einige Meter davon entfernt. Ich rede hier von mindestens 20 bis 100 Metern oder noch mehr.  Also dem Fluss Raum lassen.

Mir ist natürlich auch klar, dass es dabei auch Ansprüche der Landbesitzer gibt, die dies natürlich wieder anderst sehen. Und klar ist auch, dass diese Angst davor haben, dass ihr Land ihnen enteignet werden würde. Natürlich muss es auch noch landwirtschaftliche Flächen geben. Aber vielleicht könnte man bei der Bestellung der Felder darauf achten, dass dort eher andere Dinge angebaut, werden. Die vielleicht nicht gleich so schnell vernichtet werden würden, wenn ein Hochwasser darauf zu rollt. Vielleicht sind in der Nähe der Elbe eher Wiesen als Viehfutter besser. 

Auf jeden Fall wäre es gut, wenn die Deiche im Osten genauso aufgebaut wären, wie die in Friesland bzw. den nördlichen Bundesländern der alten Bundesrepublik. Sie würden vermutlich länger halten und bräuchten nicht so viel Sandsäcke. Auch können an den Seiten, die zum Fluss hinzeigen auch Bäume, sogenannte Tiefwurzler, gepflanzt werden. Besonders passend fände ich, wenn es Erlen oder Weiden wären, denn diese lieben nasse Füsse.

Wie sieht es an der Elbe mit Altarmen oder Auen aus?
Diese könnten ebenfalls reaktiviert werden und könnten Wasser aus Hochwässern aufnehmen.

Auch könnte man das mit den Lehrrohren weiter ausbauen. Wie wäre es mit neuen Regenwasserrückhaltebecken in einiger Kilometer Entfernung zur Elbe. Es könnten in den Deichen Rohre so verlegt sein, dass sie Quer zur Elbe liegen, dass die Elbe gleich in die Rohre reinfliessen könnte und so einiges an Wasser weg von der Elbe geführt werden würde (mit Absperrklappen). Vielleicht würde dies zusätzlich helfen.

Egal was zur Lösung führen würde. Hauptsache es wird endlich mal etwas getan. Und darüber auch Berichtet. Vielleicht würde dann das Ganze besser zu verkraften sein, für die Menschen, die dort leben! Und der Rest würde sehen, dass dort etwas geschieht!
  

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